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Etappe 27, Tag 35: San Ignacio - Belize City

Die letzte Etappe beginnt mit einem Gruppenfoto am Pool. Wir alle haben ein Tour-Tshirt bekommen und sind heilfroh, dass für heute dichte Wolken angekündigt sind, denn es ist schwarz. Nach 15 min Bauch einziehen für die Aufnahmen geht es los. 115 km geradeaus, ohne einen einzigen Berg.

Ein letzter lunch stop bei km 65, heftige Platzregen bei km 71 und 80, viel mehr gibt es nicht zu berichten. Ach ja, und das allererste post office bei km 27, aber jetzt ist es eh zu spät für Karten...

Wir treffen uns 2 km vor dem Hotel am Meer und schiessen gefühlte 1000 Ankunftsfotos. Danach folgt ein kleiner Empfang im Hotel, die finisher Medaillen werden herausgeholt und mit einer kleinen Geschichte, die typisch ist für den jeweiligen Fahrer, überreicht. Ich gewinne den "funniest-German-ever-met-giggle-award" :)

Eigentlich ist dem nichts hinzuzufügen...ausser ein riesiges Dankschön an alle, die den Blog verfolgt haben, und vor allem an die, die auch das Gästebuch genutzt haben!! Es hat Spass gemacht, die ganzen kleinen und grossen Vorkommnisse festzuhalten, meine/unsere Leiden zu teilen und zu wissen, sie werden als Frühstücks- oder Bettlektüre zuhause verfolgt!

ENDE

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Etappe 26, Tag 34: Flores - San Ignacio (Belize)

Verbringe den heutigen Tag sicherheitshalber mit Eisbeutel im luggage van. Viel verpassen tue ich dabei nicht, denn es hängt dichter Nebel über Nord-Guatemala und viel zu sehen gibt es nicht. Morgen ist Endpsurt nach Belize City - da will ich natürlich wieder dabei sein!

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Rest Day 8, Tag 33: Flores

Während alle anderen einen Ausflug nach Tikal machen, um die weltberühmten Maya Ruinen zu bewundern, verbringe ich den Tag auf der Terasse und im Bett - das Schraubenloch im Bein hat sich natürlich entzündet und ich kann kaum gehen. Hoffentlich geht morgen wenigstens das Radfahren wieder...

Das highlight des Tages spielt sich schon um 10 h ab, als ich meine Radhose zum Trocknen an die Mauer am See hänge. Als ich wieder ins Zimmer gehumpelt bin und aus dem Fenster schaue, ist sie weg. Die olle Ehrlichs Wein-Contor Bux! So schnell es mein schmerzendes Bein erlaubt, stakse ich die Treppe wieder runter, sehe aber niemanden, der in Verdacht kommt. Charles hat auch nix gesehen. Da fällt mein Blick auf den Strassenkehrer, der 10 m weiter eine Schaufel Dreck in seine Mülltonne schüttet. Er wird doch nicht...?

Ich humpele ihm nach und werfe einen Blick in die Tonne. Und tatsächlich, da schaut unter all dem Dreck ein ehemals blaues Beinchen raus! Ich ziehe die quasi graue Hose aus der Tonne und schaue den Müllmann fassungslos an. Er lacht breit und zahnlos und irgendwie muss ich dann auch lachen. Hab ja meine treue Lieblingshose wieder und ganz rational betrachtet, sollte man ihn für seine Sorgfalt loben...

Zwischendurch k
ümmert sich die eine der drei Marys, Karine, rührend um meine Wunde. Dreimal am Tag schaut sie vorbei, säubert alles und verbindet neu. Sie sagt, sie hätte mal ein Pferd gehabt, das ständig cuts an dein Beinen gehabt hat, das hat sie dann auch immer wieder gesund gepflegt. War das ein Rennpferd? "Before yes, after no", sagt sie. Ich glaube, ich frage lieber nicht nach, ob before und after sich auf ihre Behandlungen bezieht...auf jeden Fall fühlt sich das Bein mit soviel Aufmerksamkeit deutlich besser an und ich bin ihr mega dankbar, dass sie sich so lieb kümmert! Dazu kommen bis spaet in die Nacht noch wertvolle Tipps von der Hausaerztin daheim, so dass Sharitas Prophezeiung "this leg is going to fall off" ja vielleicht doch nicht eintreffen wird.
 

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Etappe 25, Tag 32: Sayaxche - Flores

Der Tag fängt mit einer Panne an (für die wir allerdings nichts können): Bei der Fähre, mit der wir über den Rio La Pasion fahren wollen, ist irgendetwas zerbrochen. Nun stehen 25 cyclista am Ausgangsufer und können nichts anderes tun als warten. Die entspanntesten 30 min der Tour!

Danach hat sich das TDA Team allerdings scgon um Ersatz bemüht und 2 kleine Boote organisiert, die uns auf die andere Seite transportieren. Sehr urige Angelegenheit- so sollte das immer sein!

Drüben angekommen geht es mit einigere Verspätung los, aber wir haben ja heute nur 64 km, also quasi nix. Zuhause ist das eine volle Tour, hier überlegt man, ob es sich überhaupt lohnt, die Wasserflaschen voll zu machen...da es genau mein Profil ist (rolling hills), liefere ich mir ein Rennen, bis ich bei km 32 Charles mit seinem Klapprad einhole. Kann ihm allerdings dann nicht mehr lange folgen. Aber immerhin - das war vor 3 Wochen noch unvorstellbar!

Bei km 41 fängt der letzte dirt der Tour an, ich starte als erste und verlasse ihn navch 19 km mit Abstand als letzte. Soviel zur guten Form. Und das, obwohl ich diesmal sogar Luft aus den Reifen gelassen habe! Irgendetwas mache ich immer noch falsch...

Da wir nicht vor 15 h einchecken können, springen wir alle in Radklamotten in den See vor dem Hotel. Ein Riesenspass, bis sich unter Wasser eine rostige Schraube in mein rechtes hinteres Bein bohrt und ich das Bein vor Schreck natürlich gleich wieder aus der Schraube rausziehe. Nicht gut, vor allem, da man davon ausgehen kann, dass das Waser hier keine Baggersee-Qualität hat. Trinke ein paar Panikbierchen mit den Fahrern und hoffe auf das beste...was dann kommt, ist allerdings eine schlaflose Nacht mit tierischen Schmerzen im Unterschenkel. Ohne Voltaren hätte ich keine  Minute geschlafen....



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Etappe 24, Tag 31: Chisec - Sayaxche

Seit die Berge weniger werden, ist Brigitte nicht mehr ausgelastet: Um Punkt 6:50 h steht sie klingelnd mit Rad auf der Frühstücksterrasse und signalisiert, dass es losgehen kann. Jürgen und ich schauen seufzend unseren Kaffeerest in der Tasse an und machen uns parat. In letzter Sekunde fällt ihm auf, dass er die heutigen Instruktionen gar nicht fotografiert hat. Brigitte und ich sagen wie aus einem Munde: "Dann sei mal schön nett zu uns..." (Wir haben nämlich beide ein Foto).  Jürgen geht aber auf Nummer sicher und lichtet sie noch schnell selber ab. Komisch.

Für die ersten 10 km regnet es, was eine wahre Wohltat ist. Ansonsten hat sich die Lnadschaft komplett verändert: Statt einen Berg nach dem anderen gibt es jetzt kilometerlange, fast flache, gerade Strassenabschnitte mit Palmen und Mais links und rechts. Es ist auf Dauer (die Etappe ist 120 km lang!) ein wenig eintönig und fast wünschen wir uns die Berge zurück. Die 980 Höhenmeter verschwinden in rolling hills, wir merken sie fast gar nicht.

Bei km 88 liefere ich mir aus lauter Langeweile ein Rennen mit einheimischen Radfahrern - den ersten lass ich locker hinter mir, der zweite verschärft das Tempo und ruft immer wieder "cyclista". Ich habe äusserste Mühe, ihn mit seinem Gurken-Rad abzuhängen, aber auf den letzten Metern des leichten Anstiegs kann er nicht mehr mithalten. Ich will ihm gerade freundlich zuwinken, da saust auf meiner linken Seite der erste Radfahrer an mir vorbei, klingelt fröhlich und biegt 10 m weiter rechts ab zum Fischen. Na, super. Feldbeobachtung 6 (auf Schwiizzerdütsch: 1).    


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Etappe 23, Tag 29: Santa Anna Verapaz - Chisec

Heute habe ich zum ersten Mal Energie, mehr zu machen, als das Programm verlangt. Ich schliesse mit Brigitte einen Wette ab, wer länger vermeiden kann, das kleine Kettenblatt zu benutzen. Es geht um das Ankunftsbier! Schon am 3. Hügel ruft Brigitte: "Ich glaube, ich spendiere Dir heute Abend ein Bier!". Mist, jetzt muss ich gegen meinen inneren Schweinehund fahren. Das gewonnene Getränk ist noch zu weit weg, als dass ich mich darüber schon freuen könnte....

Bei km 48 gibt es den Schock des Tages: Geraldine hat in einer Kurve auf unebenem Apshalt die Kontrolle über ihr Rad verloren und ist mit 60 km/h in die Büsche gerast. Sie wird noch am Abend nach Guatemala City in ein Krankenhaus gebracht. Alles Gute von dieser Stelle - in unseren Gedanken radelt Ihr weiter mit!

Die Stimmung ist entsprechend sowohl beim Lunch als auch beim Dinner gedrückt. Da macht es dann auch nichts mehr, dass ich bei km 64 doch noch auf das kleine Kettenblatt runterschalten muss. Eigentlich wollte ich bis zum Lunch durchhalten, aber 16 % Steigung sind zuviel. Bis 14 % ging. Mühsam, aber es ging.

Das zweitschlimmste des Tages ist das Hotel in Chisec. Alle Zimmer riechen total vermodert, die Kissen sind verschimmelt und Marie-Jose und ich sind uns zum ersten Mal uneins: Ist es besser, den Ventilator anzustellen und alle Pilze aufzuwirbeln (mit der Chance, dass sie den Ausgang finden), oder ihn auszulassen, sich gar nicht zu bewegen und so flach wie möglich zu atmen?

Der einzige Lichtlick des Tages sind die 2 Kolibris, die sich gegenseitig jagen und immer mal wieder an der Restaurant-Terrase, wo eine Tränke hängt, eine Verschnaufpause einlegen. Die Jungs sind so schnell, dass ich eine Stunde still da sitzen und mehr als 50 Aufnahmen machen muss, um wenigstens am linken Rand des Fotos einen der beiden einzufangen! Und mit 16 % Steigung haben sie auch weniger Probleme als ich :(


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Rest Day 7, Tag 29: Santa Anna Verapaz

Wir machen heute NIX, ausser einem kleinen Stadtbummel. Der Rest des Tages is bloggen, Kette putzen, die nächste Etappe vorbereiten. Komme vor lauter Stress noch nicht mal dazu, in den Swimming Pool zu gehen...



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Etappe 22, Tag 28: Sacapulas - Santa Anna Verapaz

Heute also "the beast". Beschliesse beim Frühstück, auch ein beast zu sein und den Tag zu schaffen. Obwohl ich das Hotel wie fast immer als letzte verlasse, weil ich ganz zum Schluss nochmal dringend auf die Toilette muss. Brigitte und Jürgen fahren schonmal vor, wer weiss, wie lange das dauert...

Hetze also den anderen hinterher, und um 9:00 h morgens haben wir schon 1000 Höhenmeter geschafft. Am Stück. Um die Uhrzeit habe ich zuhause noch gar nicht mit der Arbeit angefangen...

Ich fahre dann alleine weiter, damit ich eine Chance habe, die 103 km mit 2880 Höhenmetern zu schaffen. Nach dem lunch stop kommt erst der harte Teil des Tages: 26 km dirt road mit 1200 Höhenmetern. Bei 32° im Schatten, wenn es welchen gäbe.

Bei km 24 hält mich ein Mann an, der zu Fuss in the middle of nowhere unterwegs ist, und erzählt irgendetwas auf spanisch, ich verstehe nur drei Worte: companero, accidente, communicare. Daraus kann ich mir aber den Rest zusammenreimen...und tatsächlich, beim lunch stop sind Brigitte und Jürgen schon da, die ich ja 30 km früher zurückgelassen habe...Jürgen hat einen speedbump übersehen, bei Tempo 50 ist das fatal, das mussten schon einige erfahren. Nun steht er eingewickelt in Verbände am buffet, der Tag ist für ihn erstmal beendet. Aber er isst schon wieder. Immerhin.

Brigitte sagt: „Trixie, es steigen ALLE, die hier sitzen, in den Bus“. Das sind 13 Leute, ich kann es gar nicht glauben und frage: „What’s wrong?“ Marie-Jose, die ja bis jetzt EFI geradelt ist, antwortet für alle: „The second half of the day is wrong.“ Sogar sie mag nicht weiterradeln!

Egal, ich sammle meinen sweeper (David) ein und um 13:40 h gehts los. Noch 3 Stunden und 50 Minuten bis zur Dunkelheit. Das muss reichen, obwohl das einen sportlichen Schnitt erfordert!

Wir quälen uns gemeinsam mit 4.0 km/h in sengender Hitze die dirt road ab km 68 hinauf (allerdings mit einer phantastischen Aussicht, s. Fotos) und beten beide, dass es wirklich einen Coke Stop bei km 75 gibt. Haben kaum noch Wasser. Zum Glück stimmen Sharitas Angaben, wie immer. Ein rosa Haus namens Teinda Santa Elena ist unser beider Rettung. Wir kaufen alles Wasser auf, das die freundliche Dame im Kühlschrank hat und kriechen weiter. Ich höre auf nachzurechnen, ob es reichen wird, denn bei 7 km/h und 25 verbleibenden Kilometern sieht das um 15:05 h ganz schlecht aus...

Der Tiefpunkt des Tages ist allerdings, dass wir durch den Rauch einer brennenden Müllkippe müssen. Gegen den beissenden Gestank waren alle Abgas-Ausstösse bisher Duftwolken. Aber irgendwie überleben wir auch das (zumindest kurzfristig) und erreichen tatsächlich den Asphalt bei km 94. Noch 9 km, es ist 16:45 h. Irgendwo müssen zwar noch noch 200 Höhenmeter lauern, aber die können uns jetzt auch nicht mehr stoppen. Ich verfünffache meine Geschwindigkeit, jage David durch die Strassen (endlich wieder mein Terrain!) und um 17:20 h treffen wir beim Hotel ein. Mit einem Durchschnitt von 11.2 km/h. Das sind bei 103 km mehr als 9 Stunden reine Fahrzeit.

Den heutigen Tag haben nur 7 von 30 beendet! Bin MEGA stolz :) Der Spruch des Tages kommt von Marie-Jose beim Abendessen. Sie sitzt mit mir, Warren und Charles an einem Tisch, das sind 3 der 7, die das beast bezwungen haben: "Well, I hope all three of you realize that this was a fucking hard day!". Yup, tun wir!



Etappe 21, Tag 27: Antigua bis Panajachel

Wie schön - heute morgen fühle ich mich fast wie zuhause: Ich stelle meinen Wecker auf 5:30 h (gähn!), damit ich in Ruhe alles fertig packen kann. Marie-Jose ist natürlich schon wach und wie immer nach 10 min startklar, sie bringt schonmal ihre Tasche runter. Ich kruschtele glücklich und planlos weiter vor mich hin, habe ja massig Zeit. Wenig später kommt sie wieder ins Zimmer und sagt: “You are at the same point as before?! I was gone for at least 7 minutes and there is NO progress - what happened?” Schuldbewusst höre ich auf, meine power bar Waffeln zu sortieren und packe brav weiter meine Tasche. Werde sie ab sofort Marie-Dani nennen. Oder wahlweise Dani-Jo...

Um 6:15 h ist schon riders meeting. Sharita sagt: „Today is tough, tomorrow is a beast!“ Na, grossartig. So möchte man seine Urlaubsmorgen immer haben…aber da ja alles Wehklagen nicht hilft, machen wir uns auf den Weg...

Der Tag fängt mit einem 1000 m Anstieg an. Ohne Zeit zum Einradeln. Wir kriechen den Berg hoch, langsam wie immer, und werden nur durch den Umstand getröstet, dass Chicago-Mike heute schwere Beine hat und mit uns radeln muss! Mike, der sonst immer als dritter nach Eleanor und Jan ankommt! Unglaublich. Es ist lustig zu sehen, wie er immer nervöser wird, weil er ständig rechnet und denkt, er schafft es nicht bis zur Dunkelheit. Das wissen wir natürlich mittlerweile besser, irgendwie sind wir ja immer noch rechtzeitig angekommen. Auch cool bleiben muss geübt werden :)

Nach einem letzten Blick auf den Lake Atitlan geht es weiter bis zu km 58, wo wir zum erstenmal auf dieser Tour überhaupt einen Kaffeestop einlegen, zusammen mit den 3 Marys und Janice und Simon.

Bei km 75 folgt ein weiteres Highlight des Tages: Jürgen und ich machen einen Fotostop, Brigitte kommt hinzu (bergab dreht sich unsere übliche Bergauf-Reihenfolge Brigitte – Trixie – Jürgen herum), und sagt: „So.“

Jürgen und ich lassen unsere Kameras sinken und schauen sie erwartungsvoll an. Das hört sich nach etwas Bedeutendem an. „Seit 10 km habe ich keine Lust mehr zum Radfahren. Ich will nach Hause!“. Müssen total lachen und können Brigitte zum Glück zum Weiterfahren überreden. Sind ja nur noch 29 km...und morgen ist ein neuer Tag.

Wenig später holen uns die Marys ein und bei km 84 beginne ich ein wildes Rennen gegen Schraubstock-Mary (den Namen hat sie wegen ihres imposanten Händedrucks, habe am ersten Tag 2 Stunden gebraucht, bis ich wieder einen Stift halten konnte), obwohl ich eigentlich gar nicht mehr kann. Aber die Aussicht, zum zweiten Mal hintereinander vor Marie-Jose im Hotel zu sein, treibt mich zu Höchstleistungen. Vor lauter Siegeswillen merke ich gar nicht, dass Marie-Christine gar nicht mehr hinter mir ist und rase weiter über speedbumps und Schlaglöcher dem Ziel entgegen. Am Ende habe ich 9 Minuten auf die anderen rausgeholt und schon mein erstes Bier getrunken, als die 5 in Sacapulas ankommen.

Als Belohnung winkt das mit Abstand schmuddeligste Hotel der Tour. Marie-Jose holt sofort ihren Seidenschlafsack heraus, ich schmeisse mich auf das grosse Bett und rolle glücklich von rechts nach links. „Oh“, sage ich, „you’re using your sleeping bag tonight?“ „Yes. I am not going to touch this bed!“ Na, super...


Rest Day 6: Panajachel

Morgens beim Frühstück überreden wir unsere 3 Fahrer, uns nochmal hoch zum Lake Atitlan Aussichstpunkt von gestern zu bringen, damit wir in Ruhe noch ein paar Fotos machen können. Den Rest des Tages verbringen wir mit den üblichen rest day Tätigkeiten: bike reinigen, Kette putzen, 100 l duffel bag neu sortieren. Für den Abend hat Jürgen ein für hiesige Verhältnisse gehobenes Restaurant in einem benachbarten Hotel ausgesucht, wir speisen fürstlich mit einem guten Fläschchen Wein. Nach 45 Minuten traut sich Brigitte, den Kellner zu bitten, die Endlos-Schleife von "I wish you a Merry Christmas" auszustellen. Uff, das war härter für die Ohren als ein 1000 m Anstieg auf dirt für die Beine...

Etappe 20, Tag 25: Antigua bis Panajachel

Wir starten unsere Etappe mit einem Abschieds-Eruptiönchen des Acatenango. Ich trage mein neues cooles Radshirt, obwohl ich ja meine, dass es um die Hüften herzum etwas spack sitzt. Aber alle anderen sagen, es ist perfekt. Also lasse ich es an. Windschnittiger als das weisse ist es auf jeden Fall. Und meistens sitze ich ja auf dem Rad, so dass man das Spannen nicht sieht :)

Brigitte fährt trotz Magen-Darm-Infekt am vorherigen Ruhetag mit, bin sehr beeindruckt, und gleichzeitig froh, weil wir es dadurch etwas ruhiger angehen lassen und die Etappe meistens gemütlich ist. Obwohl uns beim riders meeting angekündigt wurde: "The ups are ups and the downs are downs." Das ist ja meistens so, deshalb lassen wir uns davon gar nicht irritieren.

Entsprechend holt uns der Vormittags-Sweeper (Josh) schon bei km 15 eing, so früh wie nie zuvor. Um unseren Schreck etas abzumildern, ruft er uns schon von weitem zu: "I have good news!" Als wir ihn etwas ungläubig ansehen, fügt er hinzu: "Yes, the sweeper is not always the harbinger of doom - Sharita says there are only 4 kilometers of dirt today, not 10!" Wir jubeln und heissen ihn in unserer "Ende des Feldes" Gruppe willkommen!

Der dirt ist allerdings wunderbar, total festgefahrener Dreck quasi ohne Steine...so könnte es immer sein! Beim Lunch-Stop werde vor allem ich ziemlich von den Mücken zerstochen, nach kurzer Zeit zähle ich schon 4 Treffer, so dass wir uns bald schon wieder auf den Weg machen, denn bei km 55 wartet ein 6 km langer Anstieg von 400 m. Wir ächzen uns aber tapfer den Berg hinauf und werden auf der folgenden Abfahrt nach Panajachel mit einem grandiosen Ausblick auf den Lake Atitlan belohnt, um den sich 3 Vulkane gruppieren.

Bei km 68 treffen wir die 3 Marys, die drei kleine Mädels auf Marie-Christines Rad sitzen lassen, ich wittere ich meine einmalige Chance, vor Marie-Jose im Hotel anzukommen und als erste unter die Dusche zu dürfen! Trete also so fest ich kann in die Pedale und tatsächlich, zum erstenmal darf ich den Zimmerschlüssel in Empfang nehmen und das Bett aussuchen!! Das sind die kleinen Freuden, die das Leben am Ende des Feldes bereithält :)

Zum Abschluss des Tages lasse ich mir den Weg zu einer lokalen Friseurin aufmalen. Leider finde ich den Salon, trotz der schlechten Zeichnung. Bin fest überzeugt, dass die Dame noch NIE in ihrem Leben einen Kurzhaarschnitt gemacht hat. Aber was solls, bei der nächsten Etappe wird es weniger warm sein unter dem Helm und zum Glück habe ich ja Locken, die einiges kaschieren. Susanne kriegt das bestimmt wieder hin...

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Etappe 19, Tag 24: San Jose Pinula bis Antigua

Heute war eigentlich lockeres Ausrollen angesagt, 58 km mit 1250 Höhenmetern. Das ist nix. Das heisst, das wäre nix gewesen, wenn es dabei geblieben wäre. Auf unerklärliche Weise ist aber die ursprüngliche Strecke abhanden gekommen und nun radeln wir 72 km mit >1400 Höhenmetern, was schon viel weniger nach Ausrollen aussieht.

Der Weg aus San Jose Pinula heraus ist ein Alptraum. 200 Höhenmeter auf 3 km, im morgendlichen Berufsverkehr und ohne ein einziges Auto mit vermindertem Schadstoffausstoss. Wir haben schon um 7:30 h das Gefühl, eine Packung Rothändle geraucht zu haben. Mindestens.

Danach geht es auf einer highway-ähnlichen Strasse mit 45 km/h weiter bis km 18, wo wir aprupt nach rechts abbiegen sollen
("DO NOT MISS THIS TURN!!!") in ein kleines Gässchen, das nur für zwei Autos ODER uns Platz hat, aber nicht für alle. Folgerichtig verursachen wir einen mega Stau, weil das Gässlein sich nämlich auch noch mit 16 % den Berg hochschlängelt, und 15 Radfahrer mit Tempo 5 km/h dort hochkriechen, während kein Auto überholen kann.

Kurz danach geht es mit durchschnittlich 18 %  den Berg wieder runter, und zwar 5 km lang. Eben haben wir noch geflucht, jetzt sind wir heilfroh, dass wir nicht von Belize City nach San Jose fahren, sondern umgekehrt!

Lunch Stop ist heute mitten auf dem Seitenstreifen einer vierspurigen Autobahn, weil Sharita sicherstellen will, dass wir den nächsten Abzweig finden, der quasi vom Lunch eine Müllhalde hinunter auf eine Seitenstrasse führt. Am Ende des Müllbergs erwartet uns ein glühender Aschehaufen (Müllverbrennungsanlagen sind hier eher dünn gesät), aber zum Glück ist Joe vor uns schon reingetreten, und wir können wvon seiner Erfahrung profitieren...

Diese Seiten"strasse" führt uns über einen 12 km langen Anstieg auf Asche, Sand und Geröll wieder von 1200 hoch auf 2000 m, die Räder drehen so oft durch, dass viele ein Drittel der Strecke schieben müssen, obwohl es gar nicht soooo steil ist. Wir brauchen 2.5 Stunden (!!!) für die 12 km.

Nach einem Gatorade vom Coke Stop geht es runter nach Antigua, wo wir am Fusse des hiesigen "Haus-Vulkans" Agua (= Wasser, komisch) Quartier beziehen. Das Quartier ist so luxuriös, dass die Rezeption 4 $ pro Stück Wäsche, das in den laundry service gehen soll, verlangt. 4 $, für einen Socken! Zugegebenermassen stinken unsere Sachen nach 4 Tagen Anstrengung ordentlich, und eine Gefahrenzulage für die Wäscherei wäre sicher angebracht, aber 4 $ pro Stück, das ist selbst unter diesen Umständen viel. Nach zähen Verhandlungen bieten sie 25 $ für ein laundry bag an...wenn sie uns besser kennen würden, hätten sie sich das 2 x überlegt: Geraldine, Sarah und ich tun uns zusammen und geben ca. 50 l Wäsche in einer Abfallsack-grossen Tüte ab. Bag ist bag, denken wir uns.  Wir sind gespannt auf die Rechnung morgen...

Abends zerren mich die Australier in die Stadt, damit ich die Teufelsverbrennung nicht verpasse, ein auf die Kolonialzeit zurückgehender Brauch, der jedes Jahr am 7.12. um Punkt 18:00 h (Guatemala-Punkt) stattfindet. Sogar das Fernsehen ist live dabei. Um 18:13 h sind die Helfer fertig damit, die Teufelspuppe mit Benzin zu übergiessen (Mike und ich sind sicher, dass man mit dem Treibstoff zurück nach San Jose gekommen wäre) und 2 Minuten später startet das totale Spektakel (natürlich ohne irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen), denn die Puppe ist komplett mit Silvesterknallern gefüllt. Und das alles mit 3 m Anstand zum Publikum. Zuhause würden die Organisatoren wegen so etwas ins Gefängnis kommen...
 
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Etappe 18, Tag 22: Jalapa bis San Jose Pinula

Der zweite Horrortag steht an: 62 (!!!) km dirt, mit einem 1200 m Anstieg. Heute ist es leichter zu berichten, wo Asphalt ist, denn das sind nur 23 km. Aber die Aussicht auf das EFI wird mich antreiben, da bin ich sicher.

Sharita gibt bei der Besprechung normalerweise Empfehlungen für die Leute, die nur eine Hälfte fahren wollen, welcher Teil schöner oder leichter ist, zum Beispiel. Gestern hat sie nur gesagt, „both are terrible“.

Entsprechend vorgewarnt starten wir in den Tag. Der dirt ist schlimm, und wir schieben einige km. Bei 1900 m Höhe erreichen wir die Wolkengrenze, die wir dann erstmal nicht mehr verlassen, wir müssen ja noch bis 2600 m hoch. Die Sichtweite sinkt auf 10 m an den schlimmsten Stellen, die Temperatur unter 10°, als wir endlich oben sind bei km 25. Danach folgt eine rasante Abfahrt über mehr als 10 km mit durchschnittlich 10% Gefälle, an deren Ende mir Micah, der Vormittags-sweeper, sagt, er hätte meine qualmenden Bremsbeläge riechen können; dem Geruch sei er gefolgt, gesehen habe er nämlich nix mehr.Ich überlege, ob ich ihn darauf hinweisen soll, dass er noch die Sonnenbrille aufhat, aber eigentlich ist jetzt eh zu spät.

In 4 km ist lunch stop, ich habe einen akuten Schwächeanfall und schaffe es kaum bis zum Bus. Brigitte und Jürgen haben die Nase voll, sie steigen ein. Ich esse erstmal ein Avocado-Bohnenbrei-Sandwich, auf dem Hungerast soll man ja bekanntlich keine wichtigen Entscheidungen treffen!

Nach dem Sandwich ist klar: ich fahre weiter, als einzige von der Meute, die da sitzt („every fucking inch“ ist das einzige, an was ich noch denken kann). Bei km 61 warten Sharita und William mit dem Land Rover, und ich hoffe auf Kaffee und carrot cake, es gibt aber nur Cola und aufmunternde Worte. Aber danach geht es besser, ich sollte das mit der rettenden Cola eigentlich mittlerweile gelernt haben! Sharita sagt noch, „the others are just a bit in front of you“, aber irgendwie habe ich den Verdacht, ihr Verständnis von „a bit“ ist anders als meins, denn wie kann es sonst sein, dass „the others“ immer schon beim 3. Bier sind, wenn ich ankomme?

Die letzten 25 km sause ich, beflügelt durch Coca Cola, bis zum Ziel, ich seh zwar aus wie ein Schweinli, bin flächendeckend in braunen Staub gehüllt (s. Foto), aber da ist da. 16:45 h, deutlich vor Sonnenuntergang.

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Etappe 17, Tag 21: Chiquimula bis Jalapa

Heute ist der erste der 2 Horrortage, die uns in diesem Abschnitt erwarten. 2374 m up. Auf nur 80 km. Aber ich will unbedingt das EFI Certificate für die 4 Tage: cycling Every Fucking Inch!

Wir rollen ein für den ersten Anstieg...d.h., ich rolle erstmal wieder zurück, weil ich nach 500 m eine kleine Panikattacke bekomme: Habe ich mein Laptop eingepackt? Habe den finalen Zimmercheck, den mit Daniela eingebleut hat, nur auf der rechten Seite gemacht, und das Laptop stand links. Ich weiss es genau. Also, zurück zum luggage van, der ist zum Glück noch nicht abgefahren, check (es ist da!) und den anderen hinterherhetzen. Locker einfahren fällt so natürlich aus, aber es läuft gut, ich rolle das Feld von hinten auf und bis wir am ersten Gipfelchen sind, habe ich zusammen mit Brigitte 10 Leute eingeholt, sogar den Canadian Steam Train (@Kathrin: Bergziege is back!)

Nach dem lunch kommt der unvermeidliche dirt. 12 km, allerdings nur up, up, up. Kurz vor dem Gipfel häufen sich die Kreuze an der Strasse. Wir nehmen uns vor, Sharita heute abend zu fragen, ob eigentlich alle Teilnehmer die letzte Ruta Maya vor 2 Jahren überlebt haben...?

Unser stilles Leid wird aber immer mit grandiosen Aussichten belohnt - bis wir bei km 68 ankommen. Die 3 kleinen Hubbel im Höhenprofil haben wir vor lauter grossen Bergen ganz übersehen. 3 x circa 100 Höhenmeter mit 12-18 % Steigung. Ich schwöre unten hoch und heilig, dass ich nicht absteigen werde und stelle die Musik an. Am 3. Anstieg bin ich kurz davor, meinen Schwur zu brechen, aber dann wird Dieter Thomas Kuhn mit „Über den Wolken“ an mein Ohr geshuffelt – ab jetzt heisst er für mich nur noch der Retter! Bin mächtig stolz, denn selbst die fitten Australier haben geschoben!

In Jalapa angekommen, haben wir tatsächlich noch Zeit für einen kurzen Rundgang durch die Stadt und laufen mitten in eine Nikolaus-Parade. Stimmt, es ist ja fast schon der 6. Dezember...bei 30° im Schatten verliert hier völlig den Überblick über den Kalender. Am plaza mayor steht ein Weihnachtsbaum, der grösser ist als der bei Novartis! Unglaublich.

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Etappe 16, Tag 21: Copan Ruinas, Honduras bis Chiquimula, Guatemala

Heute haben wir ein piece of cake vor uns, sagt der Plan. Allerdings haben weder Marie-Jo noch ich geschlafen, sie wegen Magenverstimmung nicht, und ich hab keine Ahnung warum.

Entsprechend schwerfällig starten wir in den Tag, müssen aber zugeben, dass der morgendliche Nebel beim Anstieg zur Grenze einfach atemberaubend ist.

Der Grenzübergang nach Guatelmala ist auch ein piece of cake, daran sollten sich die drei anderen Länder mal ein Beispiel nehmen! In 5 min sind wir aus Honduras raus (ohne etwas dafür bezahlen zu müssen!), der Grenzbeamte freut sich königlich, als wir ihm 4 x versichern, dass wir sein Land muy, muy bien fanden und schenkt jedem von uns eine Landkarte. Leider ein bisschen spät, in 20 m beginnt ja schon Guatemala...

Dort geht auch alles schnell, wir tauschen noch bei einer windigen Gestalt honduranische Lempiras und amerikanische Dollar in guatemaltekische Quetzals (echt!) um und weiter gehts. Ein Berg noch, dann sind wir schon am Ziel für heute, damit wir uns gebührend auf den Horror von morgen vorbereiten können.

Zunächst aber müssen wir noch einer Geierhorde zusehen, wie sie ein totes Schweinli zerhackt. Hoffentlich ist das kein schlechtes Zeichen...

Unser heutiger Lunch-Stop findet auf dem Hotel Parkplatz statt, und auch wenn wir uns das Essen nicht so richtig verdient haben mit läppischen 57 km, hauen wir tüchtig rein. Wer weiss, ob wir morgen beim Lunch überhaupt noch leben...

Den Nachmittag benutze ich zum Ausruhen, zum Radhose flicken und zum Bremsbeläge erneuern.
Marie-Jose und ich sind uns einig, dass bei uns heute um 20:00 h das Licht ausgeht!

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Rest Day 4: Copan Ruinas

Das Schöne an den Rest Days ist immer, dass man eine Übersicht über das Programm bis zum nächsten Rest Day bekommt:




Etappe 18 sieht etwas beunruhigend aus. Vor allem wegen der 62 am Ende. Aber damit setzen wir uns dann am Abend von Etappe 17 auseinander. Insgesamt besorgt mich das Verhältnis von km zu Höhenmetern...  

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Etappe 15, Tag 18: Gracias bis Copan Ruinas

Der Respekt vor der Königs-Etappe hält immer noch an: Um 6:15 h sind alle schon beim Frühstück (selbst ich), obwohl selbiges erst für 6:30 angesetzt ist!

Das Frühstück ist das beste seit langem, es gibt Müsli. Brigitte und ich seufzen unisono "Hmm...this is heaven...", woraufhin meine neue Zimmergenossin Marie-Jo trocken hinzufügt "...before hell."

Um Punkt 7:00 sitzen wir auf dem Rad: Brigitte, Jürgen und ich fahren wieder gemeinsam. Als kleinen Leistungsverstärker habe ich meine Oberschenkel mit Tetesept Wärmebalsam eingeschmiert (@Helen: this stuff was in your birthday box!), das wirkt Wunder, ich fliege die Hügelchen des ersten Teils hinauf und kann mich sogar noch mit Brigitte unterhalten bei den Anstiegen. Zum erstenmal in diesem Urlaub fühlen meine Beine und ich sich richtig gut :)

Bei km 13 rase ich einem LKW hinterher, den Berg runter mit 50 km/h. DREI Meter breiter Windschatten ist der totale Luxus - so kann der Tag weitergehen. Tut er aber aber nicht, das wissen wir ja leider schon...nach dem lunch warten weitere 1500 Höhenmeter auf uns, auf "terrible dirt".

Bei km 25 halten wir kurz an, der Canadian Steam Train hat eine Panne. Während wir aufmunternde Kommentare verteilen, fährt ein Toyota Pickup vorbei, mit geschätzten 25 (!!!!) Leuten auf der Ladefläche, alle stehend natürlich. Sarah fällt fast der Schlauch aus der Hand. Leider sind wir alle 7 zu perplex, um ein Foto davon zu machen. Schade.

Bei der nächsten downhill Strecke bei km 27 (Tempo 45) winkt mir ein Cowboy ohne Pferd mit einem Stöckchen mit rosa Fähnchen dran freundlich zu. Während ich noch überlege, warum, taucht nach der Kurve ein lebender Speedbump aus ca. 15 Kühen auf, die quer über die gesamte Strasse vom 2. Cowboy getrieben werden. Die Wahl ist Seitenstreifen oder Vollbremsung. Seitenstreifen funktioniert, zum Glück, weil, wir haben ja keine Zeit zu verlieren heute - die Hölle wartet.

Trotzdem halten wir bei km 35 noch kurz an, damit ich mir an einem Bekleidungsstand ein Baby-Unterhemdchen kaufen kann, das ich zum Sonnenschutz für mein linkes Knie umfunktioniere. Leider gibt es nur eines, aber immerhin, Bein 1 von 2 ist versorgt. Ein Küchentuch kann ich dann jetzt zum Ketteputzen verwenden.

Beim Lunch-Stop werfen Jürgen und Brigitte das Handtuch und ich muss alleine weiter, mit dem "sweeper", Doc Josh. Bin natürlich wieder die letzte. Aber ich will diesen Tag unbedingt schaffen!

Also esse ich meinenKartoffelbrei von gestern abend und um 11:36 h gehts los. Was folgt, sind 31 km, in denen es nur mit 10-20 % hoch oder runter geht. Am ersten Berg ist Josh kurz davor, den Jeep für mich zu rufen, ich krieche in der prallen Sonne bei 33° mit 3.1 km/h vor mich hin. Ich schlage ihm vor, dass wir einen Wettbewerb machen, wer am langsamsten fahren kann, ohne umzufallen. Bis mir sicher, ich würde gewinnen, soviel wie ich geübt habe in den letzten 2 Wochen! Immerhin ist die Strasse besser als angedroht und die Aussicht ist absolut spektakulär - der allerallerallerbeste Tag der Reise bisher.

Ich kann alle Steigungen bis 17% tatsächlich fahren, nur gegen Ende fange ich an, ein paar Hügel hochzuschieben. 20 % sind zuviel für mich. Josh verliere ich bei km 77, das letzte, was ich von ihm höre hinter mir, ist "...piece of shit!" und ich nehme an, seine Kette macht wieder Ärger. Beschliesse, nicht anzuhalten, sonst schaffe ich es nicht mehr bis zur Dunkelheit. Sharita ist ja nicht weit.

3 km weiter wartet sie tatsächlich mit William und dem Pickup und ich biete ihr schon von weitem 50 $, wenn sie mein Rad bis oben schiebt. Zum Glück willigt sie ein, auch ohne Bezahlung. Der Preis ist allerdings, dass ich jetzt auf Facebook als Beispiel for "special clients service" bei La Ruta Maya herhalten muss...

Es folgt eine 6 km Abfahrt, die es in sich hat. Alles Geröll, mit meistens 17 % Gefälle. Da das aber der fun part des Tages sein soll, rolle ich vorsichtig km für km weiter (in diesem Leben wird aus mir sicher keine mountain bikerin mehr!) und komme 5 min vor meiner Planung (16:00 h) am Asphalt an. Ich esse meinen peanut butter Toast aus der Tupperdose und weiter gehts, ich habe noch 90 min für 31 km.

Josh hat ein neues bike und fährt mir wieder hinterher. Ich nehme alle meine Energie zusammen und hetze mit 35 km/h Copan Ruinas entgegen. Fliege über die speedbumps, wie ich es heute morgen bei Eleanor gesehen habe, überhole Lastwagen rechts und links, wenn sie vor den speedbumps bremsen, und scheuche gefühlte 100 Hühner aus dem Weg. Josh ruft von hinten, ich wäre "ready for a Hondurian drivers license" und ich antworte, "Sorry, but I have NO capacities for delays anymore!"

Um 17:15 h treffen wir vor dem Hotel ein, unter dem Jubel der anderen, die noch draussen auf der Strasse stehen. Ich bin unbeschreiblich stolz, weil eigentlich war dieser Tag für mich nicht machbar. Aber das schönste Erlebnis des Tages ist, dass sich alle total für mich freuen, als ich erschöpft und verdreckt in der Bar ankomme, und Marie-Jo, die Quebec Ironman Dame, stolz auf mich zeigt und sagt: "this is my roommate!" Der team spirit stimmt hier auf der Tour, das ist mal sicher!


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Etappe 14, Tag 17: Marcala bis Gracias

Der Tag fängt gut an: David, der Mann von Eleanor, der in der Frühstücksschlange hinter mir steht, fragt mich, ob ich immer "in such a good spirit" wäre. Und das um 6:15 h! Morgens! Da Daniela ja schon zuhause ist, bejahe ich diese Frage, ohne mit der Wimper zu zucken. Was mir bzw. uns  postwendend eine Einladung nach Tasmanien einbringt und die Feststellung, dass meine positive Grundhaltung ja gar nicht typisch Deutsch ist. Ich versichere schnell, dass wir Deutsche eigentlich alle so sind, das wäre nur ausserhalb von Deutschland nicht so bekannt...

Den Grund für die gute Laune hänge ich natürlich nicht an die grosse Glocke: Brigitte, Jürgen und ich haben beschlossen, dass wir uns die ersten 31 km heute sparen und uns vom Minivan ans Ende des dirts fahren lassen, um dann frisch in den Radeltag einzusteigen.

2 Stunden später sind wir uns nicht mehr sicher, was schlimmer war, die Fahrt im Bus oder die Strecke mit dem Rad. Unter unseren Reifen hat sich der berühmte "Highway to Hell" von AC/DC materialisiert.

Wir sind mit 3 km/h durch Kraterlandschaften getorkelt, haben unserem Lunchbus dabei zusehen müssen, wie er von 25° Neigung nach links innerhalb von einem Meter auf 25° Neigung nach rechts gewechselt ist - sogar unser Fahrer Rolando hat Fotos davon gemacht davon (es ist nämlich SEIN Lunchbus) und wir haben vermutet, das Foto ist entweder Beweis für die Versicherung oder Werbung für die Webseite.

Als wir bei km 31 aussteigen, übergibt sich unserer 4. Fahrgast erst einmal, genau zwischen unsere Helme, die wir schon ins Gras neben der Strasse gelegt haben.  Für sie ist der Rad-Tag zuende, bevor er überhaupt angefangen hat...

Also steigen wir zu dritt auf unsere Drahtesel und düsen los, nicht ohne vorher schon von Eleanor und David passiert worden zu sein. Unglaublich.

Obwohl ich die Mondlandschaft ausgelassen habe, fällt mir heute jeder km schwer...beim Lunch Stop "schicke" ich Brigitte und Jürgen alleine weiter. Um meinen neuen Ruf ("positive spirit") nicht gleich wieder aufs Spiel zu setzen, fahre ich heute besser alleine weiter und leide still vor mich hin. Vielleicht bezahle ich ja jetzt doch für die Anstrengungen der letzten beiden Tage?

Bei km 70 halte ich einem kleinen Kaff, Chiquo, und trinke eine Cola, obwohl mir ehrlich gesagt zum ersten mal etwas unheimlich ist in Honduras. Aber es hilft ja nix, wenn ich jetzt keine Stärkung zu mir nehme, kann ich noch nicht mal mehr weglaufen, falls es nötig sein sollte!

Nach der Cola und dem peanut butter toast wird auf wundersame Weise alles besser: die Beine wollen wieder, der Geist auch und die letzen 43 km rollt es einfach. Die einzige Unterbrechung folgt am letzen Anstieg:

Vor mir fliegt eine Autotüre auf, ein Flatschen Rotze landet knapp vor meinem Vorderreifen und ein Honduranischer Cowboy steigt aus dem Wagen und zieht erstmal die Jeans an der Gürtelschnalle hoch. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich mich in einem Film von Quentin Tarrantino wähnen. Zum Glück passiert das alles quasi in Zeitlupe, denn mein Tempo sind die üblichen 5.6 km/h am Berg, so dass ich sowohl der Spucke als auch der Tür ohne Probleme ausweichen kann. Der Cowboy nickt mir noch freundlich zu, und wir ziehen beide unseres Weges. Tss.

Um 16:00 h bin ich dann wieder mit positivem spirit im Hotel, wo Jürgen schon in der Hängematte baumelt und Brigitte mich frisch geduscht anstrahlt.

Beim Abendessen (Kartoffelbrei mit Gemüse - lecker!) ist allen der Repsekt vor der morgigen KönigInnen-Etappe anzumerken: Um 18:55 h gehen die ersten ins Bett. Fünf vor sieben! Selbst ich als notorische Nachteule lasse mich anstecken und verzichte auf jegliches Bloggen. Um 20:30 h geht auch in unserem Dreierzimmer das Licht aus.

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Etappe 13, Tag 16: Zambrano bis Marcala

 Nach einer Wifi-freien Übernachtung in Zambrano geht es ausgeruht am nächsten Morgen an den Start. Wir haben immer noch nicht die Hälfte der Tour hinter uns, unglaublich nach all diesen Kilometern!

Ich radele wieder mit Brigitte und Jürgen, und wir freuen uns gleich zu Beginn über eine 20 (!!!!) km lange Abfahrt. Nach kurzer Zeit saust der Canadian Steam Train an uns vorbei: Geraldine und Sarah. Mir fällt mit Schrecken wieder ein, dass mir Geraldine am ersten Abend erzählt hat, dass sie sich mal in den Schweizer Bergen ein Wettrennen mit ihrem Bruder geliefert hat, wer als erster die 100 km/h Marke durchbricht. Mit dem Rad, wohlgemerkt. Sie hat gewonnen. Gegen uns gewinnt sie natürlich auch, uns bleibt nur das Staunen, wie schnell man rollenderweise 500 m Vorsprung herausfahren kann. Nase auf den Vorderreifen und Hinterteil in die Höhe scheinen auf jeden Fall wichtige Faktoren zu sein. Erinnert ein bisschen an Alle meine Entchen...aber schnell sind sie, das muss man ihnen lassen.

Nach der Abfahrt kommt der dirt, der aber heute erträglich ist und uns durch wunderschöne Landschaften führt. Nach einem kurzen Stück autolosen highway gibt es wieder dirt und dann einen 600 Höhenmeter Anstieg zum lunch. Wir würden alle drei eigentlich gerne weinen, weil wir nicht mehr können, haben aber selbst dazu keine Kraft. Wir haben ein bisschen die Befürchtung, dass wir für ein Novum in der Geschichte von TDA sorgen, weil wir es vor Einbruch der Dunkelheit noch nicht mal bis zum Lunch Bus schaffen.

Bei km 57.5 km rettet Sharita zumindest mich vor dem Verdursten und ermuntert uns, es seien nur noch 6.5 km, allerdings straight up, und alle vor uns wären am Schieben. Ich höre sie noch etwas wie „steep“ und „never-ending“ murmeln, bin aber schon so im Delirium, dass ich weiterfahre. 10 Meter für 10 Meter, das ist meine kleinste Tacho-Einheit.

Bei km 62 fällt mir ein, dass ich ja Musik dabei habe, und ich lasse Abba „Take a chance on me“ in voller Lautstärke aus meinem iPhone plärren. Das hilft. Schon nach der ersten Wiederholung (leider ist auto repeat gedrückt und ich schaffe es nicht, das abzustellen, ohne abzusteigen) habe ich Brigitte eingeholt und wir kommen unter dem Applaus der anderen beim lunch an.

13 (!) Leute steigen in den lunch Bus, um direkt ins Hotel zu fahren. Nach einer kurzen Bedenkpause entscheide ich, alleine weiterzufahren, Brigitte und Jürgen wollen auch lieber in den Bus.

Der Nachmittag ist dann aber weit weniger schlimm, als ich ihn mir nach dem gruusigen Anstieg zum lunch vorgestellt habe, vor allem, weil ich ja die ganze Zeit Musik hören kann. Den letzten Berg zum höchsten Punkt des heutigen Tages (1550 m) fahre ich mit "Don’t stop me now" von Freddie Mercury. „200 degrees, that’s why they call me Mister Fahrenheit“, singt er. “5.6“, denke ich nach einem Blick auf meinen Tacho, “that’s why they don‘t call me Mrs. Hill" :(

Nichtsdestotrotz schaffe ich es nach nur 3 weiteren Stunden noch vor 16 h ins Ziel - der 2. Tag hintereinander mit mehr als 2000 Höhenmetern!

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Etappe 12, Tag 15: Valle de Angeles bis Zambrano

Der Trip durch die Steinhölle kommt noch....

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Etappe 11, Tag 13: El Paraiso bis Valle de Angeles

Die ersten 49 km schenken wir uns, alles steiniger dirt (s. Foto). Was uns heute reizt, ist der letzte Anstieg, 1000 HM auf 14 km. In unserer Form muss man Kompromisse schliessen und Prioritäten setzen...
Also, rein in den Minivan und ab zum lunch stop mit Josh and Sharita, in einer superschönen kleinen Stadt namens Yuscaran. Von dort aus satteln wir den Drahtesel und radeln los. Meine Beine sind schwer wie blein, aber zum Glück ist Daniela nach ihrem Bus-Tag fit wie ein Turnschuh und bietet mir Windschatten, bis wir Jürgen und Brigitte einholen, an die wir uns nach einer kurzen gemeinsamen Rast dranhängen.
Bei km 52 wartet Sharita und schaut uns ein letztes Mal tief in die Augen – wollen wir uns diesen Berg wirklich antun? Wir fragen sicherheitshalber, was all die anderen machen, die schon den dirt mitgenommen haben. „They are all continuing“, sagt sie. Pff. Dann fahren wir natürlich auch weiter!
Jürgen, Brigitte, Daniela und ich füllen unsere Flaschen und starten durch. Von hier aus geht es jetzt 14 km nur aufwärts, mit durchschnittlich 7% Steigung. Fast wie der Mont Ventoux.
Wir pausieren regelmässig, gestaffelt nach Höhenmetern, was sich im Nachhinein als kluge Strategie erweist...trotzdem ist der Anstieg MEGA-mühsam...bei km 57 muss ich mein halbes (!) peanut butter sandwich aus Danielas Tasche essen, weil sie Gewicht sparen will.
Für km 59 werden 4 speedbumps angekündigt, die wir aber nach der gestrigen Lektion bei voller Fahrt (5.2 km/h) nehmen. Trotzdem verlieren wir 1 km/h. Das sind 20%!
Kurz danach werden wir von unsrem lunch van überholt – aus den rechten Seitenfenstern schauen 5 Köpfe, die uns aufmunternde Worte zurufen...soviel zum Thema „everybody who started this morning will continue to cycle“!

Nach ca. 150 min Qual mit bis yu 15% Steigung erreichen wir aber dennoch irgendwie den Gipfel, mehr schleichend als fahrend, aber ohne zu schieben und voller Stolz. Es folgen 3 km rasante Abfahrt zum Hotel, wo wir den wohlverdienten Applaus der anderen entgegennehmen.

Morgen bleibt dann fuer Daniela nur noch packen und ab zum Flughafen in Honduras! Zurueck in die Zivilsation nach Atlanta, wo im Ruby Friday ein leckerer Happen mit viel Salat warten.... yummi....

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Etappe 10, Tag 12: Esteli bis El Paraiso (Honduras)

Heute sitzt Daniela im Bazillen-Bus, zusammen mit Warren und Douglas, unserem God of Gears. Da ich mich wieder fit fühle, muss ich mir neue Weggefährten suchen - gar nicht so einfach, wenn man immer die letzte ist, die vom Frühstück aufsteht...zum Glück finde ich noch Sarah und Geraldine, ich bin der irrigen Meinung, weil Warren nicht dabei ist, fahren die beiden in etwa mein Tempo. Weit gefehlt.

"We are not fast on the uphill, but we are reckless going downhill. Our strategy is: lose no momentum", sagt Geraldine und prescht mit Tempo 30 aus der Stadt. Ich habe schon jetzt Mühe, den beiden zu folgen. An Vorausfahren ist überhaupt nicht zu denken. An Fotostops natürlich auch nicht. Es gibt keine einzige Sekunde des Nachlassens, die Hügel sausen wir mit 80 Umdrehungen pro Minute rauf und mit 60 km/h wieder runter. Meine confort zone endet eigentlich bei 45, aber danach fragt im Moment keine.

An der 2. Abfahrt verfolgen wir einen Zwiebeltruck, ich bin heilfroh, dass der nur 60 fährt und bete die ganze Zeit, dass keiner der Zwiebelsäcke auf der Ladefläche reisst. Speedbumps? No problem, die nehmen wir im vollen Tempo mit. "That was fun", strahlt Sarah, als der Truck irgendwann abbiegt. Geht so...aber jetzt weiss ich immerhin, warum die beiden immer mindestens eine bis zwei Stunden vor uns im Hotel sind.

Ich konnte auf der ganzen Strecke kein einziges Foto schiessen, obwohl ich ja eigentlich die Meisterin des einhändigen Fotografierens in voller Fahrt bin. Aber diesmal ist mir das Risiko für mein iPhone zu gross. Es reicht, dass mir bei km 28 meine Powerbar Waffel aus der Hand rutscht, nachdem ich nur einmal reingebissen hatte! Normalerweise würde ich ja halten und sie aufheben, aber dann sind die beiden weg. Also: kurz trauern (weil ich hatte echt Hunger) und weiter gehts.

Ich danke dem Himmel, dass bei km 35 ein Coke Stop kommt und wir kurz verschnaufen. Bis km 50 kann ich mich noch weiterkämpfen, aber dann muss ich die Waffen strecken :( Die beiden erbarmen sich und geleiten mich noch zum nächsten Coke Stop bei km 58, von wo aus ich mich dann alleine zum lunch weiterschleppe. Obwohl es noch tüchtig bergauf geht, fühle ich mich etwas besser. Das war wie eine Radtour mit Armin, nur ohne die 10-20 x, wo er auf mich wartet.

Beim lunch dreht sich mir beim Anblick des Thunfischs der Magen um, ich belasse es bei 3 Melonenscheiben und schliesse mich Brigitte und Jürgen an. Gemeinsam kämpfen wir uns die letzten 600 Höhenmeter des Tages bis zur Honduranischen Grenze hoch, wo wir ca. eine Stunde in der Ausreise-aus-Nicaragua-Schlange und in der Einreise-nach-Honduras-Schlange stehen (die eigentlich beide kurz sind, aber da alles manuell geschieht, dauert es eben ein bisschen länger). Aber wir wollen nicht jammern, Daniela berichtet später, dass sie mit dem Bus DREI Stunden gebraucht haben.

Danach geht es 11 wunderbare km bergab nach El Paraiso, Daniela wartet schon vor dem Hotel, und als es am Abend auch noch Spaghetti gibt, ist der Tag perfekt!

Morgen dann um 6 h los zur Horroretappe nach Valle des Angeles.

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Etappe 9, Tag 11: Selva Negra bis Esteli

Diese Etappe fand für mich leider im Begleitfahrzeug statt. Immerhin konnte ich heute morgen schon wieder ein Tässchen Kaffee trinken. Und 6 süsse kleine Brötchen essen. Nun sitze ich bereits um 11:42 im Hotel am PC und kann Reiseberichte updaten. Daniela ist noch on the road. Gerade kommen die ersten beiden Radler an: Eleanor und Jan. Um 12:15 h!!! Die anderen werden noch Stunden unterwegs sein. Wir haben es nicht mal mit dem Bus geschafft, früher als die beiden beim Lunch-Stop zu sein.

Nachdem ich ein Gemüsesüppchen als Aufbaukost zu mir genommen habe, geht es an den live ticker - nicht nur wir kämpfen ums Überleben, sondern auch die Fohlen! Ergebnis: 4:2 für uns! ManCity kann kommen! Ole!!

@Helen: very sorry we can't watch the game together!

@Max: soviel zum Thema Gurkentruppe. Wer im Glashaus sitzt...Frankfurt passt so gerade noch unten auf den Bildschirm...

Etappe 8, Tag 10: Boaco bis Selva Negra

Der Tag fängt soooo schön an...40 km wunderbarster Asphalt, kein einziges Schlagloch, wolkiger Himmel und leicht welliges Gelaende - alles, was das Radlerinnen-Herz begehrt... nichtsdestotrotz beschliesse ich beim Lunch-Stop, die restlichen 1500 Höhenmeter doch lieber mit dem Bus zu bewältigen und den anderen zuzugucken. Eine weise Entscheidung, wie sich später herausstellt! Daniela ist schon vorher in das Begleitfahrzeug gestiegen: 'not my day', hat sie gemeint.

Kurz vor dem Ziel fängt dann der Magen an zu grummeln, und den Rest des Tages bin ich mit all den unschönen Dingen beschäftigt, die mit einer Magen-Darm-Infektion einhergehen :( nööd schön, so in the middle of nowhere...das Glück im Unglück ist aber, dass ich wenigstens nicht mehr auf dem Rad sitze...unser Doc meinte zwar, so schlimm sei das gar nicht, wenn es unterwegs passiert, viele von den richtig guten Marathonläufern würden in die Hose machen, wenn ihr Darm zu sehr in Bewegung kommt, aber ich war doch irgendwie froh, dass mir das erspart geblieben ist...

Das schlimmste an der ganzen Geschichte ist übrigens, dass wir in einem Hotel untergebracht sind, das soeben Oktoberfest gefeiert hat, mit 5(!!!) verschiedenen Sorten Erdinger im Angebot. Fünf! Im Niemandsland von Nicaragua!

Zum Bloggen kommen wir natürlich unter den Umständen nicht mehr: zu den körperlichen Wehwehchen gesellt sich nun auch noch die Trauer wegen des verpassten Weissbiers :(

Etappe 7, Tag 9: Granada bis Boaco

What a day....bei 35° (im Schatten, obwohl man eigentlich die Temperatur in der Sonne angeben sollte, denn wir fahren nie im Schatten...) quälen wir uns über fast 40 km dirt road bis zum Lunch Stop. Zum Glück hat es nicht geregnet gestern, sonst wären wir wahrscheinlich immer noch unterwegs...

Bei km 47.7 das highlight unseres Tages: Wir überholen unsere beiden Überflieger, Eleanore und Mike, sie sind jeden Tag ca. 3-4 Stunden früher im Ziel als wir. Natürlich nur, weil sie die erste von 7 (!!!) Pannen haben, aber da beide wohlauf sind, freuen wir uns ein bisschen und machen ein Foto vom historischen Triumph.

Bei km 68 haben wir zum erstenmal das Gefühl, dass unser Hirnwasser kocht. Ab da machen wir quasi alle 4 km Pause an einem der vielen Coke Stops. Gestern hatten wir noch Sorgen, dass wir unsere ganzen Cordobas gar nicht los werden. Nun sind sie an etwa 7 Coke Stops zwischen km 70 und 98 der heutigen Etappe verteilt...

Morgen kommt die erste von 2 Mörderetappen diese Woche: 2225 Höhenmeter. Wieder bei 35°. Gehen deshalb vorsorglich um 19 h schlafen.

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Tag 8: Rest Day 2 in Granada

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Etappe 6, Tag 7: San Juan del Sur bis Granada

Laut Sharita sollte dies eine erholsame Etappe werden: "Nur" 97 km mit 500 Höhenmetern. 

Pünktlich um 7:00 h machen wir uns auf den Weg. Heute fängt der "dirt" bei km 3 an, und zum erstenmal verdient die Strasse den Namen "dirt road" wirklich (s. Fotos). Es folgen 24 km Schlammschlacht, an deren Ende wir alle aussehen wie die Schweinli. 

Die Räder sind fast nicht mehr zu unterscheiden, so dreckig sind sie. Eigentlich wäre das eine gute Gelegenheit gewesen, unsere 25 kg Monster gegen die 10 kg Titan bikes von Geraldine oder Eleanor auszutauschen, aber als ob sie es geahnt hätten, lassen die beiden ihre Geschosse keine Sekunde aus den Augen. Mist.

Die Trinkflaschen sind so verdreckt, dass ich sie vor jedem Schluck unter den Achselhöhlen abwischen muss, das ist die einzig verbliebene saubere Stelle. Dreck mit Pferdemist vermischt oder Achselhöhlenschweiss - wir hatten schon bessere Alternativen...  

Bei km 20 werden wir von einem kleinen Jungen mit Schlappen auf einem viel zu grossen Rad überholt. Soviel zum Thema Vorteile durch gute Ausrüstung.

Bei km 27 ist der dirt vorbei und wir kehren in der ersten Autowasch-Anlage ein, die wir passieren. Für nur 10 Cordobas (jaja, als Deutsche wird man aufgrund der hiesigen Währung jeden Tag 10 x an unser unrühmliches letztes Vorrundenspiel gegen Österreich bei der WM in Argentinien erinnert...) pro Rad verwandeln 2 dienstbeflissene junge Herren unsere Dreckschleudern wieder in Schönheiten. Karine lässt sich sogar noch die Beine und Schuhe abspritzen mit dem Kärcher Reiniger! So mutig sind wir nicht :(

Bei km 29 biegen wir ab auf die Panamericana, eine vielbefahrene Strasse, die der Länge nach durch ganz Mittelamerika führt. Unglaublich, was einem alles begegnet - von schweren Lastwagen über Eselskarren, von Eisverkäufern bis hin zu bunte Wollknäuel transportierenden Radlern (Foto). 

Beim Lunchstop (km 45) fällt mir siedendheiss ein, dass ich noch einen Peanutbutter Toast in meiner Satteltasche habe...Nach 24 Stunden bei 30 Grad würde er jetzt vermutlich als Snickers durchgehen, es fehlt nur die Schokolade aussenrum...trotzdem esse ich das Teil tapfer auf...

Nach weiteren 40 km auf der Panamericana biegen wir rechts ab nach Granada, unserem heutigen Reiseziel. 10 km Abfahrt auf guten Strassen (der beste Teil des Tages :) bringen uns direkt vor unsere Luxusherberge, das Hotel Granada, ein umgebautes Kloster mit riesigem Swimmingpool, in den wir uns noch vor dem Auspacken stürzen! 

Mitten beim Planschen erreicht uns via Gästebuch die Nachricht von BORUSSIA Martin, dass Gladbach 2:1 gegen Hannover gewonnen hat - spätestens hier kann man von einem perfekten Tag sprechen...die Fohlen sind mit mir, sagt er. Wenn sie mich doch nur mal einen der vielen Berge hochziehen würden...aber ich will ja nicht unverschämt sein, Hauptsache, sie gewinnen am Mittwoch gegen Sevilla!! Dafür radel ich auch tapfer aus eigener Kraft weiter...

Um 19:30 h (!!!) fallen wir nach 3 Sangrias pro Person tot ins Bett und wachen erst um 7 h wieder auf. So viel zum Thema erholsame Etappe...

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Tag 6: Salina Bay bis San Juan del Sur (Nicaragua)

What a day! Das spannendste heute war sicherlich die Grenzüberquerung nach Nicaragua. Wir werden uns NIE WIEDER über deutsche oder schweizer Zöllner / Grenzgepflogenheiten beschweren...Ehrenwort!

Bis zur Grenze sind wir mit dem Bus gefahren, die Aussicht auf 10 km Schotterpiste und 21% Steigung haben uns bewogen, den Wochenjoker zu ziehen. Ich weiss gar nicht, ob ich in meinem langen Radlerleben jemals mehr als als 18 % Steigung geschafft habe - OHNE 25 kg Rad und 35° im Schatten.... 

Vor der Grenze reiht sich LKW an LKW, das sieht ein bisschen aus wir Montag morgen auf der A5 kurz vor Basel....zum Glück dürfen wir uns links vorbeipfuschen...vor dem ersten Schalter erwartet uns Sharita und lotst uns souverän an 3 nervigen Einheimischen vorbei, die versuchen, uns zu verwirren - warum, ist uns bis heute ein Rätsel...

Am Schalter bezahlen wir dann 8 $ dafür, Costa Rica verlassen zu dürfen. Am 2. Schalter geben wir den Zettel von ersten Schalter ab und bekommen einen Stempel in den Pass. Am 3. Schalter wird unsere Netzhaut gescant and wir bekommen einen neuen Zettel, hinter uns 20 schwerstbewaffnete Soldaten und 10 Polizisten. Wir marschieren in die Halle mit dem 4. Schalter. Die Temperatur fällt innerhalb eines Meters von 35° aussen auf 10° innen (nicht übertrieben). Dort zahlen wir 12 $ dafür, nach Nicaragua einreisen zu dürfen.

Nachdem wir diese Übung 30 x durchexerziert haben, ist Essenszeit. Eigentlich haben wir uns ja noch keine Pause verdient, aber nach dem ganzen Stempel besorgen sind wir so erschöpft, dass wir auch Hunger haben. Das Orga-Team baut mitten auf dem Parkplatz das Buffet auf (s. Fotos).

Um 12 h radeln wir weiter, die verbleibenden 47 km bis San Juan del Sur.


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Tag 5: Bijagua bis Salina Bay

Zusammenfassung kommt morgen...Bildli sind schon da!


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Tag 4: Rancho Margot bis Bijagua

What a day....Sharita hatte Recht: das WAR brutal! So brutal, dass wir am Ende den Bus genommen haben, Daniela bei km 65, ich bei km 73. Dazwischen lagen 7 Stunden Quälerei, 5 river crossings, 3 Stürze (einer nach rechts, zwei nach links), 35 Grad im Schatten und eine Schlammschlacht, die schlimmer war als das Finale von Bern 1954. Aber landschaftlich war es wunderschön :)

Der Tag begann mit der Überquerung des Flusses vor dem Hotel. Das andere Ufer war der Beginn der "dirt road from hell", zumindest für mich. Als ungeübte Mountainbike-Fahrerein hatte ich mich nach 5 km schon zweimal hingelegt, einfach umgefallen, weil ich am Berg zu langsam geworden bin. Zum Glück gab es nur Schürfwunden zu beklagen! Und vermutlich ist Fallen wegen zu wenig Tempo bergauf besser als Falen wegen zuviel Tempo bergab.

Bis km 16 betrug unsere Durchschnittsgeschwindigkeit 8.2 (!!!!) km/h. Unglaublich. Ein einstelliger Wert. Auf einer im Prinzip flachen Strecke. Bis zum Lunch-Stop bei km 36 hatten wir den average auf 10.0 km/h hochgeschraubt. Immerhin. Als ich noch zuhause sass, habe ich die Tage immer mit 20 km/h durchgerechnet. Schön blöd.

km 50 - wir halten gerade noch rechtzeitig am Coke Stop, um uns vor der nächsten Sturmflut unterstellen zu können. Vor lauter Verzweiflung trinke ich mein 30. Gatorade Fruit Punch. Als der Regen etwas nachlässt, geht es weiter, ab km 57 wieder auf dirt roads, die eigentlich hier mehr rocky roads heissen müssten. Weniger als 15 % Steigung würden auch helfen, diese Strassen in besserer Erinerung zu behalten. Aber: Es ist ja Urlaub, also kämpfen wir uns weiter durchs Gelände. Jan aus Berlin trinkt vermutlich schon sein Ankunftsbier.

km 63 - Daniela tut das einzig Richtige an diesem Tag und steigt in den Rettungs-Bus. Ich will mir natürlich noch keine Blösse geben (nicht schon nach 7 Stunden!) und radele alleine weiter.

km 67 - Die Strafe folgt auf dem Fuss, ich falle wieder am Berg um, diesmal wieder nach links und zu allem Überfluss ungücklich auf mein linkes Handgelenk.

Bei km 73 gebe ich dann auch auf und lasse mich und das Rad zum Tagesziel transportieren.

Später am Abend fängt mein Handgelenk so an zu schmerzen, dass ich 100 mg Voltaren einnehmen muss, um überhaupt schlafen zu können. Sehe die Tour schon als beendet an, denn morgen stehen schon wieder 20 + 10 km "dirt road" an.

Um 2 h findet unsere Nachtruhe ein jähes Ende: Der Abfluss im Bad ist explodiert und es hört sich an, als würden unter einem Wasserfall liegen. Zum Glück können wir das Problem durch Absperren des Haupthahns selber lösen. Den See im Zimmer ignorieren wir einfach bis zum Aufstehen in 3 Stunden....

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Tag 3: Rest Day in Rancho Margot

Wir schlafen aus, bis uns die Mücken wecken und verbringen einen beschaulichen Tag mit dem Hanging Bridges Park und unserem Blog. Zum Park fahren wir mit einem Shuttle Büschen die 13 km Schotterpiste zurück. Man weiss gar nicht so recht, ob der Weg mit dem Rad oder mit dem Auto schlimmer ist...aber am schlimmsten ist eigentlich die Vorschau auf morgen ("brutal stage ahead" schreibt Sharita in ihren Instruktionen). Als ob das bis jetzt ein Zuckerschlecken gewesen wäre....

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Tag 2: Arguas Zarcas - Rancho Margot (72 läppische km, kaum Höhenmeter, dafür nur wenig Asphalt...)

Haben ein bisschen das Gefühl, dass wir jeden Tagesbericht mit "What a day..." anfangen müssten. Aber die anderen sagen, wir müssten nur erst in den Tour-Rhythmus kommen. Sie haben bestimmt recht, es haben fast alle schon Touren mit Tour d'Afrique gemacht. Michael aus England zum Beispiel die 2. Etappe von Cairo nach Cape Town. Er sagt, im Sudan sei es an einem Tag 47 Grad gewesen (Celsius, nicht Fahrenheit). Er hat 18 (!) Flaschen Wasser getrunken. Dagegen sei das hier ein Klacks.

km 0 - Nachdem wir um 5:20 h aufgestanden sind, steigen wir frohgemut auf die Räder, es sind ja nur 72 km bis ins Ziel. Die Schuhe sind leider noch klatschnass, alles andere haben wir durchgewechselt. Damit ist unser Vorrat an frischen Radklamotten quasi aufgebraucht. An Tag 2.

km 35 - Unser Höhenprofil ist invers zum ersten Tag, bis hierhin ging es nur bergab. Leider liegt das finale Etappenziel höher als der Ausgangsort, d.h., wir müssen alle Runtermeter heute noch wieder hoch :(

km 58 - Kurz vor der Mittagspause schaffen wir den heutigen Tacho-Tiefstand: 4.1 km/h. Nach dem Rest Day morgen versuchen wir 3.9!

km 59 - Lunchtime! Diesmal gibt es sogar Thunfisch für auf den Schlabbertoast. Lecker :)

Gleich nach der Stärkung biegen wir von der asphaltierten Strasse ab. Noch 13 km auf der Schotterpiste. "You will remember those 13 kilometers for the rest of your life" hat Sharita heute morgen gesagt. Recht hat sie...wir brauchen mehr als anderthalb Stunden für die Strecke, die Arme schmerzen (jetzt wissen wir auch, warum alle anderen RockShox Federgabeln haben...), der Hintern tut weh, und im Hotel müssen wir erstmal unsere Zahnfüllungen durchzählen, es würde uns nicht überraschen, wenn einige rausgeschüttelt worden wären :(

Zu allem Überfluss werden wir bei einem der vielen kleinen fiesen Anstiege von Karine, einer unserer 3 ultrafitten Franco-Kanadierinnen, locker stehen gelassen: "Allez, allez", ruft sie, "we are not at the beach!"

km 72 - Als Entschädigung wartet am Ende der "Strasse" Rancho Margot, eine coole Eco-Lodge, die sich selbst versorgt, mit Kühli, Schweinli, Hühnli und WiFi. Auf dem grossen Gelände verlaufen wir uns dreimal, bis wir unsere bunkbeds gefunden haben. Wenn man mit zwei 100 l Duffelbags reist, sind 3 qm Zimmergrösse eine logistische Herausforderung - wenn es ein Waschbecken im Zimmer gäbe, könnte man sich im Liegen die Zähne putzen...

Da sich hier ausser uns hauptsächlich alternative Reisende aufhalten, bekommen wir an der Rezeption von einem drahtigen jungen Herrn mit Kopftuch gleich noch umsonst den ultimativen Tipp für ein unüberwindbares Immunsystem geliefert: unter der Dusche den Kaltwasserhahn für 16 Sekunden aufdrehen (Warmwasserhahn natürlich zu!), dann warten, bis man Gänsehaut hat und das ganze 3 x wiederholen. Nieder wieder Erkältung, Diabetes und Krebs, verspricht er dem staunenden Rezeptionisten.

Wir trinken erstmal unser wohlverdientes Ankunftsbierchen. Über die Kaltwassertherapie machen wir uns später Gedanken - für uns und unseren Tagesschweiss ist eher heisses Wasser angesagt. Und der Laundry Service für die dreckigen Klamotten, egal was er kostet. Anders kriegen wir die Sachen in diesem Urlaub wohl nicht mehr trocken. Zu wenige Lampen für zuviel Luftfeuchtigkeit...

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Tag 1: San Jose - Arguas Zarcas (89 km, 1820 Höhenmeter...am ersten Tag!!!...bei Fritz-Walter-Wetter!!!)

Den Prolog hatten wir uns eigentlich anders vorgestellt...der erste Tag war so anstrengend, dass ich nicht einmal an die Arbeit denken konnte. Und das will was heissen!

Km 0 - los ging es um 7:15 h (gähn, nach dem obligatorischen Gruppenfoto) im Konvoi bis km 9. Wir treiben locker mit den anderen 28 mit und überlegen spontan, ob wir uns doch noch für „race the Ruta Maya“ anmelden sollen. Die Idee haben wir dann aber innnerhalb der nächsten 20 Minuten wieder fallen lassen...

Km 13.7 - uns überholt der 25. Teilnehmer. Jetzt sind nur drei Pensionierte hinter uns.

Km 18 - wir haben zum ersten mal ein flaches Stück. Bisher ging es nur bergauf oder bergab. Tendenziell aber eher bergauf, denn vor dem Mittag müssen wir ja über den ersten Pass (2050 m hoch bei km 37). Nach 500 m ist es leider schon wieder zu Ende....

Km 21.9 - für genau 20 Sekunden hört man kein einziges Motorengeräusch – was für ein Wohltat. Falls es mal eine Bürgerinitiative „Autofreies Costa Rica“ geben sollte – wir wären dabei!

Km 24 – zum ersten Mal zeigt der Tacho weniger als 5 Stundenkilometer an: 4.7. Damit ist aber leider noch nicht der Tiefpunkt des Tages erreicht, der lag nämlich wenig später bei 4.2 km/h. Es war echt eine Herausforderung, nicht mitsamt Rad umzufallen....liebe Kathrin, wir wissen jetzt ganz genau, wie Du Dich damals am Mont Ventoux gefühlt hast! Wir ziehen im Nachhinein noch unsere Helme!

Km 29 – meine Augen schaffen es nicht mehr, den Schweiss abzutransportieren. Es brennt wie Hulle.

Km 37 – der erste Gipfel ist gestürmt, von der anderen Seite kommt uns ein Nicht-Ruta-Maya-Radler entgegen, der uns freudig auf den restlichen Weg nach Arguas Zarcas einstimmt: „You can be happy – it will be all downhill from here“. Das deckt sich leider nicht ganz mit den Angaben von Sharita, die uns 2000 Höhenmeter für den heutigen Tag angedroht hat. Und wir haben erst 1100. Aber wir wollen ihm glauben und so strahlen wir ihn dankbar an, bevor wir uns auf die Abfahrt zum Mittagessen machen. Unsere Kollegen fahren hier mit 70 km/h runter, wir belassen es bei 50.

Km 45 – Mittagessen!! Unsere Tourleiter haben ein Buffet aufgebaut, das den Vergleich mit der ersten Etage im Novartis Foodtower nicht zu scheuen braucht! Bier gibt es zwar nicht, dafür aber ungetoasteten Schlabber-Toast mit Käse, Senf, Zwiebeln, Tomaten, Gürkchen, und allem, was das Herz sonst noch begehrt. Saulecker!!!!!!!!!!!!!!!

Km 46 – wir begegnen den ersten beiden Wasserfällen, einer links neben der Strasse, einer von oben. In sintflutartigem Regen kämpfen wir uns weitere 800 Höhenmeter und 42 km bis ins Ziel.

Km 86 – kurz vor Arguas Zarcas fliessen vor lauter Erschöpfung und/oder Erleichterung ein paar Tränchen. Wir trösten uns damit, dass es morgen eigentlich nur weniger schlimm werden kann. Und wenn nicht: es sind ja nur noch 10 cycling days für Dani und 26 für mich :)